Echte Führungspersönlichkeit

Menschliches Verhalten ist emotional, das gilt auch für Führungsarbeit. Echte Führungspersönlichkeiten haben ihre Gefühle vielleicht nicht immer im Griff, aber sie setzen sich mit ihnen auseinander.
Was zeichnet sie sonst noch aus?

Selbst(er)kenntnis ist die Basis, um Beziehung / Interaktion mit anderen zu gestalten; wenn alle anderen bereits unbekannte Variablen sind, hilft es, zumindest sich selbst zu kennen.
Und es hilft, zu fühlen.
Ein emotionales Defizit äußert sich letztlich in Freudlosigkeit, verarmter Kreativität, fehlendem Einfühlungsvermögen oder extremer Sachlichkeit und Aufgabenkonzentration.

Überzeugungen, Werte, Visionen bilden einen inneren Kompass für den Führungsalltag (Methoden sind in diesem Bild eher Landkarten). Unabhängig vom Wind gelingt es geklärten Führungskräten mit diesem Kompass, Kurs zu halten, verlässlich und klar zu sein bzw. zu handeln - und dem eigenen Tun einen Sinn zu geben.

Im Kern des Führungsmodells stehen die Absichten der Führungskraft, die handlungsleitenden Motive und Werte - also die Frage nach dem Wozu. Die Erkenntnisse rund um das Limbische System bestärken zur Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und Visionen. Sie wirken unbewusst steuernd auf das Verhalten und sind nur langfristig veränderbar.

Werte drücken sich in Emotionen und damit auch in Handeln aus. In Konflikten sind es zumeist die eigenen Themen, die am anderen aufregen. Glaubenssätze lassen Menschen an Verhalten festhalten und Veränderung so schwer umsetzen. Unverständnis für „anderes“ Verhalten ist Ausdruck von Erwartungen = Wertvorstellungen; Normal ist, wie ich bin. Die Kenntnis über die eigenen Werte ist somit Grundvoraussetzung für selbst-bewusstes Führungsverhalten.

Den eigenen Wesenskern zu kennen und zu verstehen, ist nicht zwangsläufig tiefenpsychologische Arbeit. Es ist letztlich unerheblich, woher Glaubenssätze stammen. Es ist ihre Wirkung und Bedeutung, die es zu kennen gilt. Um dann konstruktiv und lösungsorientiert ggf. alternative Glaubenssätze zu entwickeln und zu lernen.
Es ist unerheblich, ob sich in den eigenen Werten die Beziehung zu den Eltern abbildet. Um nicht in entwertende Übertreibungen einzusteigen, bedarf es vielmehr der Kenntnis um die Gegenwerte bzw. die eigene Entwicklungsrichtung.

Bewusstes, also professionelles, Handeln setzt also voraus, sich selbst reflektieren zu können. Hilfreiche Fragen sind z. B.:

  • Wen bewundere ich wofür?
  • Was treibt mich an?
  • Was ist mein Plan?
  • Wofür will ich geschätzt werden?
  • Was sollen andere über mich sagen?
  • Welcher Mission fühle ich mich verpflichtet?
  • Was sind meine Vorstellungen von richtig und falsch?
  • Auf welchem Auge bin ich blind?
  • Wie passen Selbst-, Wunsch- und Fremdbild bei mir übereinander?
  • Wozu will ich Macht und Einfluss nutzen?
  • Was will ich schaffen/gestalten?
  • Über welchen Schatten will ich springen?

Der Begriff Authentizität ist mitunter für Führungskräfte zum Persilschein für unangemessenes Verhalten oder zur Verpflichtung zur Anpassung geworden. Authentisch ist, wer echt ist. Wer sich emotional zeigt und auf Spiele verzichtet. Professionelles Handeln zeigt sich zugleich in der Fähigkeit, eine dynamisches Balance zwischen Offenheit und Zurückhaltung zwischen seinen Neigungen und seinen Entwicklungsrichtungen zu leben.