10 Tipps für Konfliktbeteiligte

Wenn das Fass überzulaufen droht, nimmt der emotionale Druck zu. Was man tun kann, wenn‘s brennt.

Erst dachte man ja, dass alles nicht so schlimm ist und etwas Toleranz und guter Wille ausreichen, um dieses kleine Problem mit dem Kollegen auszusitzen.
Leider löste sich das „Problemchen“ dann doch nicht von alleine. Originell ist er schon und bei passender Gelegenheit müsse er das auch gesagt bekommen. Nur kommt diese Gelegenheit nicht. Kleine Konflikte nehmen vielmehr zu, die Lage wird angespannter.

Nun droht eine Eskalation, nach der beide hoch verärgert auseinander laufen und der ehrlichen Überzeugung sind, dass die Gegenseite mindestens irrational ist, wahrscheinlich aber sogar böswillig. Die nun bis zum Bersten angespannte Lage – in die immer mehr Personen involviert werden - produziert

  • entweder einen richtig großen Krach, in dem Dinge gesagt werden, die besser ungesagt geblieben wären 

  • oder der „kalte Krieg“ hält Einzug im Büro, wo mit strengen „Dienst-nach-Vorschrift”-Mitteln Stellungskrieg simuliert wird. 


Produktives Arbeiten, effektive, kooperative Zusammenarbeit, sachgerechte Entscheidungen – all das ist schon lange nicht mehr möglich.{image-fieber}

Tipp 1

Wer früh den Konflikt als solchen erkennt, findet schneller Lösungen und Chancen. Daher verschärft das Wegschauen, Lamentieren, Schönreden, Bagatellisieren etc. den Konflikt nur und verringert den Verhandlungsspielraum. Frühzeitiges Angehen dagegen erhöht die Chance, Kompromisse zu finden und zu kooperieren.

Tipp 2

Wer seine Gefühle aufmerksam beobachtet, kann sie klar ausdrücken und sich schützen. Unkontrollierte Gefühlsäußerungen wirken destruktiv, daher hilft eine gute Wahrnehmung der eigenen Gefühle, nicht spontan und unbedacht „hochzugehen“, sondern Tipp 3 erfolgreich verfolgen zu können. Wenn die Kontrolle mal verloren gehen sollte, gilt es die Notbremse zu ziehen (Pause, Abbruch etc.).

Tipp 3

Gefühle klar und deutlich ausdrücken. Leider haben die meisten lediglich gelernt, vorsichtig, abstrakt oder diplomatisch zu formulieren, insbesondere, wenn es um die eigenen Gefühle geht. Wer es dem Konfliktpartner überlässt, herauszufinden, was das eigentliche Anliegen ist, der darf sich nicht wundern, wenn er nicht verstanden wird. In Gefühlen steckt Bedeutung, daher sollten sie ebenso klar und deutlich ausgedrückt werden wie der Wunsch / die Bitte für die Zukunft. Leider haben wir allzu häufig die Strategie gelernt, aggressiv zu reagieren statt unsere Bedürfnisse zu benennen.

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Tipp 4

Fakten sollten als Fakten und Vermutungen als Vermutungen formuliert werden. Die Fokussierung auf das faktisch Wahrnehmbare verhindert Lügen und damit Destruktivität und sorgt vielmehr dafür, sich auf das Eigentlich, nämlich die Emotionen und die Beziehung zueinander zu konzentrieren.

Tipp 5

Spielregeln unterstützen ein konstruktives Konfliktgespräch. Eine Struktur dient der Zielorientierung und Spielregeln der Atmosphäre; daher sollten sich die Beteiligten kurz fassen, ausreden lassen, Angriffe unter der Gürtellinie unterlassen, konsequent lösungsorientiert handeln, Themen abschließen und akzeptieren, dass die anderen Konfliktpartner jeweils anders denken und fühlen.

Tipp 6

Menschen verhalten sich in Konflikten nicht deshalb arrogant oder aggressiv, weil sie so sind, sondern nehmen dieses Verhalten meist aus Selbstschutz, aus empfundener Notwehr an. Eine geklärte und akzeptierte Beziehungsdefinition bewahrt demnach vor der Eskalation und sorgt für de Konflikterfolg. Und wenn ein Konfliktpartner bockig reagiert, gilt es zu überlegen, wie man selbst dazu beigetragen hat.

Tipp 7

Je größer die Verhandlungsmasse im Konflikt, desto eher sehen sich alle Konfliktpartner als Gewinner in einer Lösung. Statt sich über das einzige Stück Kuchen zu streiten sollte der Kuchen vergrößert werden. Die Kernfragen sollten daher lauten:

  • Was kann ich fordern, was den anderen nicht so viel kostet, aber mir viel bringt?
  • Was kann ich geben, was mich nicht viel kostet, dem anderen aber viel bringt?

Konflikteskalation und –verlängerung entsteht zumeist aus der Grundeinstellung „Ich gewinne, du verlierst“. Die kooperative Haltung auf beiden Seiten beschleunigt die Klärung und Lösung.

Tipp 8

Wer nicht mit dem worst case leben kann, verliert in jedem Konflikt, da er erpressbar wird. Das Durchdenken des Katastrophenszenarios schafft Gelassenheit und damit Entscheidungsspielraum und bessere Verhandlungsergebnisse. Souveränität entsteht aus dem Durchspielen der Katastrophe und der Haltung, alles dafür zu tun, dass diese nicht eintritt.

Tipp 9

Mitunter hilft es, eine Nacht darüber zu schlafen oder eine Atempause einzulegen. Dabei kann man sich in den Konflikt hineinsteigern oder aber das eigene emotionale System herunterfahren. Tiefes Atmen, sich mit anderem zu beschäftigen, reduziert den gefühlten Stress und erlaubt unserem gehirn, dass wieder der Verstand Gehör bekommt. Denn in Bedrohungssituationen können wir einfach nicht mehr klar denken.

Tipp 10

Emotionen sind leider nicht mit dem Verstand zu kontrollieren. Und dennoch kann es helfen, sich seiner Gefühle bewusst zu sein und sie zu bennen. Das Etikettieren reduziert den Stresslevel. Hilfreich ist zugleich eine Neubewertung, idealerweise mit einer Portion Selbstironie. Oder ich nehme gleich eine Neubewertung vor und nehme jede Störung als Anlass, etwas Positives zu tun oder zu denken.