Wie ein Turnaround gelingen kann

Beim Automobilzulieferer thyssenkrupp in Mülheim/Ruhr zieht man eine positive Bilanz eines Prozessdesigns der „Manufaktur für Wachstum“.
Den Coaches sei es gelungen in schwieriger Lage dem Unternehmen „eine neue Aufbruchstimmung“ herauszukitzeln, lobt die Geschäftsführung.
Das hatte selbst Ralf Ebber, Geschäftsführer des Lenkungswerkes in Mülheim,
bislang selten erlebt: Der Produktionsleiter
erzählte ihm nach dem Führungskräfte-Workshop, dass er abends vor lauter Ideen kaum
einschlafen konnte.
„Da ist eine unheimlich
starke Leidenschaft entstanden, die es lange
nicht mehr gegeben hatte“, berichtet Ralf
Ebber. Unternehmergeist und Innovations-Lust in einer spürbaren Aufbruchsstimmung
vereint. Es sind für ihn sichtbare Zeichen,
dass sich in den Köpfen der Belegschaft des
Unternehmens etwas verändert hat. Es seien
Krusten aufgebrochen und neue Impulse
entstanden, und das in einer Situation, in der
es für Optimismus wenig Anlass gab.
Werk braucht neue Perspektive
Das Lenkungsgeschäft von thyssenkrupp in
Mülheim steht seit Jahren im harten internationalen Wettbewerb der automobilen Zuliefererindustrie. Auch die Belegschaft musste in
der Vergangenheit immer wieder Zugeständ-
nisse machen, sodass zuletzt eine Zukunft
für das Werk über 2020 hinaus aufgezeigt
werden konnte.
Für die Verantwortlichen
stand darum fest: Das Werk braucht eine
neue Perspektive. „Wir wollen in dem Veränderungsprozess weiter wachsen“, gab Ralf
Ebber die Parole aus.
Grundlagen waren vorhanden
Die Grundlagen dafür waren vorhanden:
Gute Prozesse, eine sehr hohe Anlageneffizienz, wenig Ausschuss, damit einhergehend
eine gute Gesamtperformance und nicht
zuletzt hochqualifiziertes Personal. Für die
Geschäftsführung war klar, dass derlei Veränderungen Impulse von außen brauchen: So
beauftragte man die Manufaktur für Wachstum mit einem Workshop- und Coachingkonzept.

Ansatz der externen Unterstützung: Den Faktor Mensch in die Veränderungen bei thyssenkrupp einzubringen. Bislang begegnete
man in Mülheim den Herausforderungen wie
man es eben als Ingenieur macht: Mit Ratio,
kühlem Kopf und sachlichen Konzepten, Nun
galt es unter die Oberfläche zu schauen.
„Wir
verstehen nichts von Prozessoptimierung,
aber wir sind Spezialisten für Emotionen und
Wirkkräfte zwischen Menschen“, sagt Manufaktur-Gründer Stephan Stockhausen.
Darum
sei es hier sehr wichtig gewesen, Unsicherheit und Unklarheiten in der Belegschaft
aufzuspüren und
zu untersuchen,
in wie weit sie
einer positiven
Entwicklung des
Unternehmens
entgegenstehen.
Die Mitarbeiter
sollen sich auf
diesem Weg
bewusstwerden,
wer sie sind, was
sie können und das mit einem klaren Ziel:
Man will wieder selbstbewusst die eigene
Zukunft gestalten.
Mehrstufiges Workshop-Konzept
Ein mehrstufiges Workshop-Konzept leitete
den Veränderungsprozess ein. Er begann mit
einer Wanderung mit den Führungskräften in
Simonskall in der Eifel, die mit verschiedenen
Arbeitspaketen gespickt war.
„Eine unkonventionelle Methode“, findet Ralf Ebber, aber
ganz sicher eine gute Voraussetzung für die
folgende, ehrliche und offene Aussprache im
Führungsteam - inklusive eines ersten Ideen-Brainstormings.
Die Führungskräfte nahmen
aus diesem Wochenende vor allem mit, dass
die Mitarbeiter bei den Veränderungen eine
Schlüsselrolle spielen. Also folgten weitere
Veranstaltungen, mit denen man die Belegschaft abholen und einbeziehen wollte.
Ideen und „Quick-Wins“ entstanden
In „Zukunftswerkstätten“ – kleinen Arbeitsgruppen mit Mitarbeitern und Vertretern der
Führungsebene – wurde zweierlei erreicht: Es
entstanden weitere Ideen, inklusive „Quick-
Wins“ und die Mitarbeiter bekamen das gute
Gefühl, eingebunden zu sein, ernst genommen zu werden und ein Teil des wichtigsten
Ganzen zu sein.
Es galt, sie mit höherer
Verbindlichkeit in den Wandel im Unternehmen einzubeziehen und ihnen deutlich zu
machen, welchen Stellenwert ihre Kreativität
und ihre Ideen haben.
Stockhausen: „An dieser Stelle haben wir Menschen in den Dialog über Möglichkeiten miteinander gebracht,
Führungskräfte und Mitarbeiter, aber auch
Mitarbeiter untereinander.“
„Hohe soziale Kompetenz“
Die Ergebnisse können sich nach dem Urteil
der Mülheimer Auftraggeber sehen lassen:
Es sei gelungen, "eine positive Stimmung
im Unternehmen zu erzeugen“. Christian
Unterthiner, Leiter der Personalabteilung bei
thyssenkrupp in Mülheim, schätzt die „hohe
soziale Kompetenz“ der Trainer. Sie hätten
Wege gefunden, die Teilnehmer der Veranstaltungen „auf eine ganz andere, für die
meisten ungewohnte Weise“ anzusprechen.
Heute spürt man in der Führungsebene des
Unternehmens so etwas wie den „Geist von
Simonskall“.
Stockhausen und sein Team
hätten es geschafft, die Mitarbeiter mit an
Bord der Veränderung zu holen.
Mehrere konkrete Pilotprojekte
Es entstanden viele Ideen, um den Standort am Ende neu zu positionieren. Mehrere konkrete Pilotprojekte sind unter dem Motto „Wir schaffen was!“ Beleg für das neue Selbstverständnis in Mülheim: So arbeitet man unter anderem mit dem Fraunhofer Institut an einem Konzept für ein neues Warenwirtschaftssystem, der Prototypen- Bau wurde wieder neu in Mülheim angesiedelt und gemeinsam mit der IG Metall sucht man unter dem Schlagwort „Arbeit 4.0“ neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine.
Reputation des Werkes gestiegen
Geschäftsführer Ralf Ebber freut es, dass
ein grundlegender Wandel am Mülheimer Standort eingetreten ist. Heute stehe
zwischen Produktions- und Dienstleistungs-
Standort kein „oder“, sondern ein klares
„und“. So ist es dem
Werk gelungen, den
Anteil seiner Arbeit
vor allem im Zusammenspiel mit den
Schwesterwerken selbstbewusst zu verkaufen - und das auch
in monetärer Hinsicht.
So übernimmt man
heute neben den rund 50 Mitarbeitern mit
technischen Planungsfunktionen, auch kaufmännische und IT Dienstleistungen für die
anderen Standorte des Lenkungsgeschäfts.
Aktuell ist Mülheim „Lead-Plant“ für ein
mexikanisches Schwesterunternehmen und
schult 20 Führungskräfte aus Mexiko.
„Der
Anteil an globalen Funktionen ist deutlich
gestiegen“, sagt Ebber, und die Reputation
des Werkes in Mülheim im Konzern entsprechend gewachsen. „Das ist schon ein klarer
Identitätswandel.“
Neue Rolle im Konzernverbund
Als globales Leitwerk will man zukünftig
eine neue Rolle im Konzernverbund spielen
und neue Leistungen anbieten und vermarkten.
Ralf Ebber: „Das schafft auch eine
gehörige Portion Optimismus und das ist
die Voraussetzung überhaupt für Wachstum.“ Ganz nach dem Motto des Veränderungsprozesses: „Wir schaffen was!“
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