7 einfache Maßnahmen für Teamengagement

teamengagement

Social Loafing ist das Phänomen der sozialen Faulheit in Gruppen. 7 Tipps, dem Phänomen zu begegnen.

Wer schon einmal einen Mannschaftssport betrieben hat, kennt das Phänomen. Nach dem Sprint und dem Ballverlust wieder zurückzulaufen, kostet neue Kraft - ach, da sind ja noch die Mitspieler, ich trabe mal locker zurück, die schaffen das schon.
Arbeiten Menschen im Kollektiv an einem gemeinsamen Ziel, ohne dass die Einzelleistung besonders bekannt wird oder direkte Auswirkungen hat, reduziert sich die körperliche Anspannung.

Bei leichten Aufgabenstellungen führt dies zur Leistungsminderung, übrigens erstmals im 19. Jahrhundert als Ringelmann-Effekt nachgewiesen.
Körperliche Entspannung kann jedoch bei komplexen Aufgaben, wie sie uns im Arbeitsleben massenweise begegnen, zu einer Leistungssteigerung führen.

Das Phänomen der sozialen Faulheit (social loafing) ist übrigens mit dem Effizienzstreben unseres Gehirns erklärbar, wonach alles darauf ausgerichtet ist, möglichst ökonomisch mit Körperreserven umzugehen.
Zudem mag unser Gehirn die Erfahrung der Selbstwirksamkeit; wer also nicht sieht, wie die eigene Anstrengung zum Gesamtergebnis beiträgt, erlebt sich weniger autonom und verliert Motivation.

Wer dem Effekt also entgegenwirken will, sollte v. a. an diesem Hebel ansetzen.
Dies mag der Sinn individueller Leistungsziele sein. Mitunter entstehen aber auch Zielkonflikte (insbesondere, wenn diese entgeltrelevant sind) oder übersteigertes Konkurrenzdenken und damit Verlust des Teamgeistes. Das ist gerade dann zu beobachten, wenn die Organisation groß und zwischenmenschlich anonymer wird.

Sorgsam dosiert empfehlen sich folgende Maßnahmen, die den Einzelnen wirklich erreichen und zu Bestleistung animieren:

1. Loben Sie gezeigte Leistungen

Das menschliche Gehirn strebt nach Belohnung. Zwischenmenschliche Aufmerksamkeit und Anerkennung ist beständig wichtigster Motivator. Statt sich also zu fragen, wie Sie Menschen für Anstehendes motivieren, zeigen Sie Würdigung für erbrachte Leistung. Zeigen Sie diese möglichst emotional, bedanken Sie sich, freuen Sie sich, erkennen Sie an. Konkret und zeitnah. Es kostet Sie nichts außer einem Lächeln - und dem können wir uns alle nicht entziehen.

2. Messen Sie individuellen Beiträge zum Gesamtergebnis

Weg vom Rasenmäherprinzip der Gleichmacherei und weg von reiner Individualoptimierung und damit hin zu echter Selbstwirksamkeit. Wozu bin genau ich hier wertvoll im Team? Diese Frage müssen Sie jedem Teammitglied beantworten. Von diesen Einzelstärken und persönlichen Motivatoren abgeleitet lässt sich auch ein Individualziel vereinbaren, das auf das gemeinsame Ziel einzahlt (so wie z. B. ein Verteidiger im Mannschaftssport einen anderen Beitrag zum Spiel erbringt als ein Stürmer).
Wenn Ihnen das nicht gelingt, setzen Sie sich intensiver mit der betreffenden Person auseinander: Wozu ist sie wertvoll im Team?

4. Geben Sie jedem Teammitglied die Chance auf einen exklusiven Beitrag

Die Mannschaft ist der Star? Das kann social loafing durchaus fördern. Der Status jedes Teammitglieds word nicht nur dadurch gehoben, dass ihm sichtbar wird, mit welchem Anteil zum Teamergebnis beigetragen wird. Wer zusätzlich einen ganz eigenen, also exklusiv von ihm erbrachten Beitrag bringen kann, erfährt dafür Wertschätzung (Tipp 1), erlebt Selbstwirksamkeit (Tipp 2) und ist damit in der eigenen wie fremden Aufmerksamkeit. Diese wirkt steuernd der Anonymität einer Gruppe entgegen.

4. Schaffen Sie ein sinnvolles Teamziel

Starte mit Wozu. Der Kern jeder Motivation ist der Sinn von Anstrengung. Je persönlich bedeutsamer das Teamziel also ist, desto leistungsbereiter sind Menschen. Dabei geht es nicht zwingend darum, dass alle Menschen die Welt retten wollen. Es motiviert jedoch anders, ob wir uns lediglich für die Dividende der Shareholder anstrengen oder an einem tollen Produkt mitwirken, das Leben anderer verbessern/erleichtern, Probleme des Alltags lösen, inspirieren, motivieren, beraten und helfen usw.
Je stärker das Ziel mit den persönlichen Motivatoren der Teammitglieder übereinstimmt, desto stärker wird der Weg zum Ziel. Sinn ist emotional, Ergebnis rational. Bieten Sie beides.

5. Fördern Sie kreative Beteiligungsmöglichkeiten

So sehr das Gehirn auch Routine schätzt, sie schläfert auch ein. Kreative Formen und Formate wecken auf, fordern heraus, kitzeln das Gehirn ganzheitlich. Wo der eine Kreativprozesse mag, um Probleme zu lösen, schätzt der nächste lustige Wettkampfsituationen und der nächste individuellen Freiraum zur Ideenentfaltung. Spielen Sie die Klaviatur der Kreativität. Sie hält den menschlichen geist wach.

6. Bilanzieren Sie regelmäßig das Teamerleben

Teammeetings werden oftmals durch eine rein operative, rationale Agenda dominiert. Sie bieten aber zugleich auch gute Gelegenheit, Zwischenmenschliches, Emotionales anzusprechen. Nichts liegt näher, als es zum Ritual werden zu lassen, das Teamerleben mit Blick auf die Einzelmitglieder zu bilanzieren und zu reflektieren. In der agilen Projektwelt kennt man dies als methodisches Ritual der Retrospektiven.

Alle sind gefragt: Wer hat mir seit dem letzten Meeting Freude bereitet? Wer hat sichtbaren beitrag zum gemeinsamen Erfolg gebracht? Wer hat mich irritiert und wie wünsche ich es mir anders?
Das sind mögliche Fragen, die zudem die Führung entlasten, da nicht alles in die Personalgespräche gepackt werden muss, was auch im Gruppenkontext reflektiert werden kann. Das erzeugt zudem eine höhere soziale Verbindlichkeit von Zusagen und Absprachen.

7. Fordern Sie zum Rollentausch oder Perspektivwechsel auf

Durch Rollentausch oder Perspektivwechsel entwickelt sich das Verständnis untereinander und wächst das Verantwortungsgefühl. Am sichtsbarsten wird das, wenn wirklich mal Plätze getauscht werden und Positionen des anderen vertreten wird. Zum Beispiel bei der Entscheidungsfindung: wenn verschiedene Argumente auf dem Tisch liegen, wird per Rollentausch aufgefordert, die eigenen Argumente zu kritisieren und eine andere Position zu verteidigen.
Das erweitert ebenso den Horizont, wie sich in die Rolle des anderen zu begeben und zu beschreiben, wie die Zusammenarbeit aus dessen Augen erlebt wird. Damit wird sich der Einzelne seiner Bedeutung für das Erleben der anderen nachhaltig bewusst.