Oftmals hängen sie an Wänden, mancherorts verschwinden sie in Schubladen, mitunter gelten sie als überbewertet: Leitbilder genießen einen fragwürdigen Ruf.

Wozu gibt es eigentlich Unternehmen?

Dazu höre ich immer wieder als Antwort: um Arbeitsplätze zu schaffen, Inhaber zu versorgen, Umsatz und Ertrag zu erwirtschaften usw. Dabei ist der grundsätzliche Zweck erst einmal, Kunden Bedürfnisse zu befriedigen.
Daher stehen im Kern der Identität eines Unternehmens folgende Fragen:

  • Wer sind wir? (Die Frage nach Werten und Zielen)
  • Wem nutzen wir? (Die Frage nach Markt, Kunden, Zielgruppen)
  • Wie wollen wir zusammenarbeiten? (Die Frage nach Führungsgrundsätzen und der Art der Zusammenarbeit)

Die Antworten bilden die Unternehmensphilosophie, die auch in stürmischen Zeiten Orientierung liefern kann.
Anlässe für eine Neuausrichtung können beispielsweise sein:

  • der Lebenszyklus des Unternehmens erfordert, Kundenbeziehungen zu überdenken oder Qualitätsstandards zu überprüfen
  • eine neue strategische Ausrichtung soll entstehen
  • eine Wachstumsphase ist abgeschlossen oder soll gestartet werden
  • unternehmerische Kernprozesse gehören auf den Prüfstand
  • im Zuge der Nachfolge wird das Unternehmen an die nächste Generation oder einem Externen übergeben
  • dem Wachstum auf dem Papier und in der Organisationsstruktur soll ein Wachstum in den Köpfen folgen
  • die Post Merger Integration ist organisatorisch abgeschlossen

Wichtiger als die eigentliche Form des Leitbildes (Bilder, Filme, Skulpturen, Worte usw.) ist die Entstehung des Leitbildes.
Denn die eigentliche Wertediskussion darf nicht an der Oberfläche geführt werden, sondern sollte möglichst viele Beteiligte emotional erfassen. Dies kann in Großgruppen als Bottom-Up-Prozess oder als Top-Down-Prozess erfolgen.
Je nach Unternehmenskultur und Größe sollte hier methodisch entschieden werden, wobei den Führungskräften und insbesondere der ersten Führungsebene stets besondere Verantwortung zukommt.

Wenn Sie Leitsätze und -gedanken Ihres Unternehmens entwickeln oder prüfen wollen, orientieren Sie sich an folgendem Themenkanon:

  • Kunden: Wie sehen wir unsere Kunden? Wie gehen wir mit ihnen um? Was ist ihr Nutzen?
  • Arbeits- und Kompetenzfelder: Was tun wir? Was können wir besonders gut?
  • Qualität der Dienstleistung: Was verstehen wir unter Qualität?
  • Beschäftigte: Wie sieht der ideale Beschäftigte aus? Wie gehen wir miteinander um? Welchen Nutzen soll die Arbeit den Beschäftigten stiften?
  • Führen: Wie wollen wir führen und wie geführt werden?
  • Informieren und Kommunizieren: Wie gehen wir mit Informationen um? Wie kommunizieren wir miteinander und über Abteilungen hinweg?
  • Gesundheit und Sicherheit: Was bedeutet Gesundheit für uns? Wie wollen wir sie sichern und entwickeln?
  • Wirtschaftlichkeit: Wie sichern wir die finanziellen Mittel? Was ist wirtschaftlicher Erfolg für uns?
  • Beziehung zur Welt: Welches Bild wollen wir nach außen darstellen? Wie interagieren und kommunizieren wir mit Partner, direkter Umwelt, Politik, Netzwerken usw.?
  • Umgang mit natürlichen Ressourcen: Wie können wir Ressourcen nachhaltig und schonend nutzen?

Kraft entwickelt das Leitbild im Alltag, wenn es der nachfolgenden Überprüfung standhält. Ist das Leitbild

  • gemeinsam erarbeitet, erlebt, im Dialog hinterfragt?
  • von den Adressaten akzeptiert?
  • konkret und überprüfbar?
  • im Hinblick auf einen längeren Zeithorizont entwickelt?
  • bestimmend für das Verhalten aller Beschäftigten?
  • strategiebezogen und -fördernd?
  • kompatibel mit den Organisationsstrukturen und -prozessen?