Schaffen Sie Raum für Identifikation!

Boris Grundls Gastbeitrag zur Blogparade #EmotionSchafftMehrwert ist ein Appell an Führung, Räume für die Kraftquelle Identifikation zu schaffen.

„Sie müssen sich mit den Werten der Firma und ihren Produkten identifizieren!“, proklamiert die Führungskraft.
Oft zitiert. Leicht gesagt. Schwer erreicht.
Die Frage ist: Wie entsteht Identifikation? Muss sich das Unternehmen seinen Mitarbeitern so aufdrängen, dass aus Identifikation ohne deren Zutun sogar Infektion werden kann? Oder ist Identifikation eine Holschuld?

Fest steht: Identifikation ist eine Emotion, die Unternehmen ihren Mitarbeitern ermöglichen und diese auch annehmen müssen. Eine 50:50 Verantwortung.
Ist das einfach? Natürlich nicht. Aber es ist notwendig. Denn jedes Unternehmen wünscht sich Mitarbeiter, die sich mit ihrem Arbeitsplatz, ihren Führungskräften, den Produkten, den Kunden und dem Unternehmenszweck identifizieren. Aber kaum eines beschäftigt sich systematisch mit diesem Kernthema.

Die Verantwortung bezüglich Hol- und Bringschuld lässt sich mit einem Blick in eine Patchworkfamilie erfassen.
Wie lerne ich ein Kind zu lieben (identifizieren) das nicht meine Gene hat (Ziel von jemandem anderen vorgegeben)? Der Schlüssel: indem ich mich mit dem Kind beschäftige. Denn je mehr ich mich ihm gegenüber öffne und mich ihm widme, desto eher wächst es mir ans Herz (Identifikation).
Aber wenn sich das Kind nicht auf mich einlässt, wird daraus ebenfalls nichts. Der Wille beider ist also nötig. Übertragen auf das Geschäftsleben heißt das: Beide Seiten müssen sich bemühen – unter Orientierung an der Führungskraft.

Wie geht das für Sie als Führungskraft? Geben Sie Ihren Mitarbeitern Raum und Zeit, sich mit neuen Ideen, Produkten und Veränderungen zu beschäftigen. Aber fordern Sie dieses Beschäftigen auch ein.
Schon interessant: Manche Führungscrew zieht sich am Ende einer Findungsphase auf den Berg Sinai zurück, um sich auf einen Wandel einzuschwören. Zurück vom Berge, sollen die Mitarbeiter sofort den Wandel mitgehen, obwohl ihnen die Zeit des „sich länger damit beschäftigen“ nicht gegeben wurde.
Dass es dann Widerstände gibt, liegt auf der Hand. Sich selbst die Zeit geben, den anderen aber nicht: Wie soll das funktionieren?
Das geht nur, wenn die Mitarbeiter als unmündige Leibsklaven gehalten werden.

Auch die Identifikation mit einem Menschen entsteht nach einer klaren Systematik.
Geben Sie sich stimmig!
Mit Ihren Stärken und Ihren Schwächen. Für Ihre Stärken werden Sie respektiert, für Ihre Schwächen geliebt!
Doch bitte stehen Sie zu ehrlichen Schwächen, nicht zu Schwächen, die eine verkappte Stärke sein sollen wie etwa Ungeduld. Nur, wenn Sie zeigen, wer Sie wirklich sind, können Ihre Mitarbeiter selbst herausfinden, was sie an Ihnen nachahmenswert finden.
Menschen brauchen zur Orientierung heute keinen Supermann (Idealismus), sondern Ehrlichkeit (Realismus). So bauen Sie eine emotionale Bindung auf, die Voraussetzung für Identifikation.

Lassen Sie mitreden und mitgestalten, ohne sich in alles hineinreden zu lassen. So schaffen Sie Raum für Identifikation.
Doch der Mitarbeiter muss sich auch identifizieren wollen. Machen Sie das klar und fordern Sie dies auch ein! Sich aktiv um Identifikation zu bemühen, ist ein Zeichen von Klugheit. So schafft jeder seine eigene Antriebsquelle und macht sich weniger abhängig von äußeren Faktoren.

Auch Produkte sind Identifikationsquellen!
Ein Opelaner, der einen Golf fährt, setzt ein schlechtes Zeichen. Wenn ein paar Opelaner einen Golf fahren, ist das ok. Wenn es aber eine Mehrzahl macht, dann stimmt etwas mit dem Markenkern nach innen nicht. Stimmt er nach innen nicht, ist es nur eine Frage, bis es im Außen (beim Kunden) ankommt. Deswegen braucht es tolle Produkte, und es braucht Mitarbeiter, die sich gerne auf die tollen Produkte einlassen wollen.

Identifikation ist eine starke Emotion und eine enorme Kraftquelle.
Nur wer sich tiefer auf Aufgaben, Ideen und Werte einlassen kann, erfährt Erfüllung und reifes Glück – privat und beruflich. Dabei geht es nicht um totale Überschneidung, sondern um eine passende, stimmige Schnittmenge. Führungskräfte sollten den Raum dafür geben, und Mitarbeiter sollten diese Einladung dankend annehmen. Das ist klug und smart.
Dumm ist es dagegen, zu viel vom Unternehmen oder zu viel vom Mitarbeiter zu fordern. Einfach gesagt. Schwer umgesetzt.
Nur wenn sich beide Seiten ständig an dieser Verantwortung orientieren, wird ein hohes Maß an Identifikation erreicht und damit eine sich selbst nährende Kraftquelle.
Gestatten Sie mir zwei Fragen:
Wie viel Raum für Identifikation ermöglichen Sie jeden Tag?
Und wie viel nehmen Sie selbst an?

Über den Autor:

Boris Grundl durchlief eine Blitzkarriere als Führungskraft und gehört als Führungsexperte und mitreißender Kongress-Redner zu Europas Trainerelite. Er ist Management- Trainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber der Grundl Leadership Akademie. Boris Grundl hat die Kunst perfektioniert, sich selbst und andere auf höchstem Niveau zu führen. Er ist ein gefragter Referent und Gastdozent an mehreren Universitäten. Seine Referenzen bestätigen seine Ausnahmestellung unter den Spitzen-Referenten. Keinem wird eine so hohe Authentizität und Tiefgründigkeit bescheinigt. Er redet Klartext, bleibt dabei stets humorvoll und bringt die Dinge präzise auf den Punkt. Starke Rede – tiefer Sinn.

Mehr Informationen unter Boris Grundls Webseite und seiner Akademie.