Emotionen in einer Bewerbung

Eine Bewerbung emotionalisieren? Darf man das denn?
Ja - und im Gastbeitrag illustriert Bernadette Seiler punktuell, wie das gelingen kann.

Früher galt es, dass der emotionale Freiraum mit dem Gang zur Arbeit abgelegt und ein „Emotions-Korsett“ dafür übergestreift werden musste. Sachlich und neutral, wie ein Abziehbild neben dem anderen, genau so sollte der perfekte Mitarbeiter sein. Stellenbeschreibungen haben das mit immergleichen Vokabeln gespiegelt.
Entsprechend optimiert können Bewerbungen daherkommen, ohne dass sie wirklich Persönlichkeit transportieren. Und werden sie zu kühl und rational, erreichen Sie den Entscheider nicht emotional.

Die Zeiten haben sich mit dem Wandel der Generationen in den Firmen geändert. Mittlerweile dürfen Mitarbeiter ihre Emotionen auch am Arbeitsplatz zeigen, denn es ist unlängst bekannt, dass emotional agierende Mitarbeiter wesentlich produktiver und glücklicher im Unternehmen sind.
Dementsprechend lohnt sich auch der Mut, mit seiner Bewerbung die emotionale Klaviatur zu bedienen.

Und wie gestalten Sie als Bewerber Ihre Bewerbung emotional?

Es ist entscheidend, dass Sie hier an die Feinheiten denken. Sympathie entsteht eher unbewusst-intuitiv und ist nur begrenzt planbar. Was dem einen positiv auffällt, kann für andere unsympathisch oder irritierend wirken. Entscheiden Sie sich also nicht unbedingt nachdem Sie ein Dutzend Freunde befragt haben. Seien Sie echt, bei dem, was Sie tun und schreiben. Andernfalls bedienen Sie möglicherweise im Gespräch auch nicht die geweckten Erwartungen.

Das Layout

Das Layout einer Bewerbung fällt jedem zuerst ins Auge. Wenn der Personalverantwortliche auf den ersten Blick ein unstrukturiertes Chaos vorfindet, wirken Sie als Bewerber direkt chaotisch und unstrukturiert. Natürlich kann man auch gegen diese Sichtweise argumentieren, schließlich zeugt so etwas von Individualität. Das ist grundsätzlich sehr lobenswert für eine Bewerbung, kann jedoch auch mit Struktur gezeigt werden.
Prüfen Sie, welche Werte das Unternehmen nach außen repräsentiert und was zentral mit der ausgeschriebenen Stelle verbunden wird. Erarbeiten Sie dann, wie das in Ihrer Bewerbung sichtbar werden kann, ohne die Begriffe nennen zu müssen.

Ein ganz wichtiger Faktor ist die von Ihnen gewählte Farbgestaltung. Farben setzen emotionale Anker. Sie stehen für bestimmte Werte und Gefühle und lösen diese auch aus. Wer eine Orientierung wünscht, findet diese in diesem Blogartikel.
Wer statt der schwarzen Farbe für die Schrift Anthrazit wählt, lockert damit bereits das Schriftbild etwas auf.
Natürlich können Sie bei der Farbwahl ebenfalls verschiedene Farben miteinander kombinieren. Achten Sie dabei jedoch darauf, dass Sie es nicht übertreiben! Maximal zwei Farben für das Design sowie eine Farbe für die Schrift sollten dabei vollkommen ausreichen. Überdies gilt es darauf zu achten, welche Farben das Bewerbungsbild dominieren. Wenn sich die Farben beißen, ist der positive Eindruck dahin.

Das Bewerbungsfoto

Einen elementaren Effekt hat das Bewerbungsbild Ihrer Bewerbung – wenn Sie sich dazu entscheiden, eins anzufügen.
Auch hier gilt, dass Sympathie etwas hochgradig Subjektives und Intuitives ist. Seien Sie also “echt” auf den Fotos und engagieren Sie einen Fotografen, der Sie “in Gang bringt”. Je ungezwungener die Atmosphäre, desto natürlicher werden die Fotos beim Shooting. Meist braucht es mehrere Dutzend Fotos, damit ein oder zwei Highlights dabei sind.

Ein gekünsteltes Lächeln und eine unnatürlich steife Haltung fallen schnell auf. Unser Unterbewusstsein ist darauf in der Evolution geschult worden, Mimik und Gestik zu dekodieren. Doppelbotschaften und gestellte Emotionen lösen Unbehagen aus, das wird direkt negativ in der Sympathiewertung.

Ein professioneller Fotograf wird Ihnen außerdem in der Vorbesprechung bereits einiges an Tipps für das perfekte Outfit sowie das Make-up (auch bei Männern) geben. Behalten Sie für dieses Gespräch folgende Fragen im Hinterkopf:
Welche Farbe kann mein Hemd/meine Bluse, mein Anzug und der Hintergrund auf dem Bild haben? Schwarz-Weiß ist dabei häufig die erste Wahl, obwohl Sie genau damit viel zu ernst wirken. Ebenso gut kann ein marineblauer Anzug mit weißem Hemd, oder einfach nur ein/e farbige/s Hemd/Bluse genommen werden. Wichtig ist, dass sich die Farbe nicht mit dem Hintergrund beißt!

Wird das Foto innen oder außen aufgenommen?
Ein Bewerbungsbild muss nicht vor einer starren Kulisse im Fotostudio aufgenommen werden. Viele Fotografen bieten es Ihren Kunden auch an, Außenaufnahmen zu machen. Manchmal empfehlen sich auch zwei Bilder, wenn z. B. sowohl Business- als auch Handerwerkerkodex signalisiert werden sollen.

Schmuck? Wenn ja, wie viel? Oft wird zu einer Uhr am Arm geraten, um zu zeigen, dass Sie die Zeit auch immer im Blick haben – im gleichen Zuge wird zwangsläufig durch unnatürliche Stellungen versucht, diese Uhr im Bild unterzubringen. Unter Männern sind Uhren aber auch als Statussymbol belegt und kann als protzig oder demgegenüber als geschmacklos erlebt werden.
Setzen Sie lieber auf dezenten Alltagsschmuck, mit dem Sie sich wohlfühlen.
Ein Ehering ist zudem vollkommen in Ordnung. Aber denken Sie immer daran: Weniger ist mehr.

Der Lebenslauf

Im Lebenslauf setzen Sie v. a. mit ihren bisherigen Erfolgen emotionale Marken. Was haben Sie in Ihren Verantwortungsbereichen erreicht?
Daneben: Wofür haben Sie sich engagiert? Gerade ehrenamtliche Tätigkeiten zeigen, wofür Sie sich wirklich interessieren.
Umbrüche wie Ortswechsel können Sie ebenfalls besonders hervorheben, wenn dabei spezielle Persönlichkeitsmerkmale erkennbar werden.

Das Anschreiben

Das Anschreiben bietet Ihnen die Chance, Ihren potenziellen Arbeitgeber von den eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu überzeugen! Stellen Sie dabei direkt eine Verbindung zwischen Ihrer Person und dem Unternehmen her. Warum möchten Sie unbedingt dort arbeiten? Liegt es an der guten Betreuung der Mitarbeiter? An der ökologischen Haltung der Firma oder einfach daran, dass Sie neben der reizvollen Stellenanzeige nur gute Kritiken im Internet gelesen haben? Welchen Nutzen bietet das UNternehmen seinen Kunden und warum ist Ihnen das wichtig? Wie wollen Sie an der Erfolgsgeschicht mitschreiben?

Die Hard Skills tauchen umfassend in Ihrem Lebenslauf auf. Hier sind also nur die absolut qualifizierenden Informationen zu erwähnen. Ansonsten verweisen Sie darauf im Lebenslauf.
Was jedoch nicht im Lebenslauf beantwortet wird, sind Fragen wie: Sind Sie ein Teamplayer? Wenn ja, warum? Welche anderen Charaktereigenschaften zeichnen Sie aus?
Aber:
Bitte greifen Sie nicht auf leere Worthülsen zurück. Vermeiden Sie Sätze wie:
Ich bin ein guter Teamplayer.
Das ist schön, aber niemand weiß, woher Sie diese Behauptung nehmen. Anders ist es, wenn Sie zum Beispiel schreiben:
Ein Bestandteil meiner aktuellen Tätigkeit ist die gemeinsame Arbeit mit unterschiedlichen Abteilungen an einem Projekt. In diesen Gruppenarbeiten kann ich zusätzlich durch meine empathische und kommunikative Art zu einem erfolgreichen Gelingen beitragen.
Oder sammeln Sie Feedback Ihres Umfeldes ein. Was sagen Freunde über Sie? Was gab es in Beurteilungsgesprächen bereits zu hören? Wofür loben Sie Kunden?
O-Töne machen Ihre Bewerbung unter Umständen lebendiger als gedrechselte Phrasen oder Werbeprosa.

Wer alle Aspekte geschickt miteinander verknüpft, kann nicht nur mit Kompetenz, sondern ebenfalls mit Emotionaler Intelligenz in der Bewerbung von sich überzeugen!
Wer Hilfe bei der Erstellung der Unterlagen benötigt, kann sich ebenfalls an einen professionellen Dienstleister für die Erstellung oder die Korrektur der Unterlagen wenden.

Autorin:

Bernadette Seiler ist Projektleiterin und Redakteurin bei Karriere Guru